· 

Rudolf Steiner in weiser Voraussicht

 

"Wenn die Menschen immer mehr und mehr voneinander isoliert werden, ein jeder sich immer mehr in seinem eigenen Ich verhärtet, wenn die Trennungslinien, die Seele von Seele scheiden, immer stärker werden, so dass sich Seele und Seele immer weniger verstehen kann, dann werden die Menschen in der äußeren Welt immer mehr zu Streit und Hader kommen, der Streit aller gegen alle auf der Erde wird an die Stelle der Liebe treten. 

Das wäre das Ereignis gewesen, wenn die Entwicklung des Menschenblutes stattgefunden hätte ohne das Christus-Ereignis.

Rettungslos wären alle Menschen ausgesetzt gewesen dem Streit aller gegen alle, der ja auch so kommen wird, aber nur für diejenigen, welche sich nicht in der richtigen Weise mit dem Christus-Prinzip durchdrungen haben." 

GA112, S.205

 

"Damit man aber das einsieht, muss man sich klarmachen, dass die Menschen nur dadurch in der sinnlichen Außenwelt davon abkommen können, äußerlich gegeneinander zu stehen durch ihre verschiedenen Meinungen, Gefühle und Taten, wenn sie in sich das bekämpfen, in sich das ausmachen, was sonst in die Außenwelt ausströmen würde. Derjenige wird nicht die andere Meinung in der anderen Seele bekämpfen, der zunächst einmal das, was in ihm zu bekämpfen ist, bekämpft, der in sich die Harmonie herstellt zwischen den verschiedenen Gliedern seiner Wesenheit. Er wird der Außenwelt so gegenübertreten, dass er nicht ein Streitender, sondern ein Liebender ist. Um die Ableitung des Streites von außen in das Innere des Menschen, darum handelt es sich. Die Kräfte, die in der Menschennatur walten, müssen sich innerlich bekämpfen. Zwei sich entgegen stehende Meinungen müssen wir in der Weise ansehen, dass wir sagen:

So ist die eine Meinung, man kann sie haben. So ist die andere Meinung, man kann sie haben. Aber wenn ich nur die eine Meinung als berechtigt anerkenne, wenn ich nur das, was ich will, als berechtigt ansehe, und die andere Meinung bekämpfe, so komme ich auf dem physischen Plan in Streit. Nur meine Meinung festigen, heißt egoistisch zu sein. Meine Handlung als die einzig berechtigte ansehen, heißt egoistisch zu sein.

Nehmen wir an, ich nehme die Meinung des anderen in mich auf, suche in mir selber Harmonie herzustellen, so werde ich in ganz anderer Weise zu dem anderen stehen. Dann werde ich anfangen, ihn erst zu verstehen. Ableitung des Streites in der Außenwelt in eine Harmonisierung der inneren Kräfte des Menschen, so könnten wir auch ausdrücken den Fortgang in der Menschheitsentwicklung. Durch den Christus musste dem Menschen die Möglichkeit gegeben werden, in sich harmonisch zu werden, in sich die Möglichkeit zu finden, die widerstrebenden Kräfte in seinem eigenen Innern zu harmonisieren. Der Christus gibt dem Menschen die Kraft, zuerst in sich den Streit zu tilgen. Ohne den Christus ist das nimmermehr möglich."

GA112, S. 207f

Kommentar schreiben

Kommentare: 0