Monats-Brief

Oktober 2022

 

Heute ist der 09. Oktober 2022 und es ist Vollmond.

Der Oktober-Vollmond wird auch als Wein-Mond oder als Ernte-Mond bezeichnet. Vermutlich einfach deshalb, weil es nun an der Zeit ist, die Ernte einzufahren und Vorräte für den Winter anzulegen. In diesen Zeiten ist es gut, sich darauf wieder mehr zu besinnen.

 

Diesen Monatsbrief möchte ich dem „Roten Mond“ widmen.

Es handelt sich dabei nicht um einen bestimmten Vollmond, wenn gleich der natürlich immer eine Rolle im Werden, Wachsen und Vergehen spielt, sondern es handelt sich bei dem „Roten Mond“ um eine alte Apfelsorte.

 

Der „Rote Mond“ ist ein besonderer Apfel, denn sowohl sein Äußeres als auch sein Inneres sind kräftig rot gefärbt. Ein rotfleischiger Apfel, der es in sich hat, denn sein Gehalt an Polyphenolen ist beachtlich. Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in alten Apfelsorten noch in größeren Mengen enthalten sind, als in den neueren. In diesen wurde der Gehalt an Polyphenolen gezielt herausgezüchtet, weil sie die Äpfel saurer machen und süßere Äpfel sich besser verkaufen ließen. Allerdings geschah dies zum Leidwesen einer wachsenden Zahl von Apfel-Allergikern, denn  gerade die Polyphenole sind es, die das Apfelallergen unschädlich machen. Die alten Apfelsorten werden weitaus besser vertragen. Der „Rote Mond“ ist so eine alte Apfelsorte, die mit ihrem Gehalt an Antioxidantien ein wahrer Schatz für unsere Gesundheit ist.

 

Anfang des 20.Jahrhunderts wurde der „Rote Mond“ von dem russischen Botaniker und Pomologen

Iwan Mitshurin gezüchtet. Er kreuzte eine rotfleischige Wildapfelform mit einem Kulturapfel. Sein Anliegen war es, eine robuste, frostbeständige Apfelsorte zu züchten, die auch in den klimatischen Verhältnissen Russlands gut gedieh. Das durchaus als gelungen zu bezeichnende Ergebnis war der „Rote Mond“, der sich auch als guter Pollenspender erwies.

 

Sowohl der Baum in seiner Blüte als auch seine Früchte sind ein echter Hingucker. Die Farbe der Blüten ist deutlich röter, als die anderer Apfelsorten und selbst die Kerne im Inneren, die Blätter und auch das Holz weisen eine rote Färbung auf. In ihrem Reifeprozess färben sich die Früchte allmählich von eher gelblich zu einem intensiven Rot. Diese Rotfärbung wird durch einen erhöhten Gehalt an Anthocyanen hervorgerufen, die ebenfalls als Antioxidantien gelten, und diese machen den „Roten Mond“ zu einem besonders gesunden Apfel. Polyphenole vermindern Ablagerungen in den Blutgefäßen und sie wirken krebs- und entzündungshemmend.

 

Der „Rote Mond“ schmeckt allerdings auch etwas saurer, was ihn jedoch nicht weniger attraktiv macht. Er ist sehr robust und lässt sich auch problemlos lagern. Da er seine Farbe auch beim Kochen und Backen behält, ist er eine Bereicherung in Säften, im Kompott und im Apfelkuchen.

 

Die botanische Bezeichnung lautet übrigens Malus domestica. Malus ist die lateinische Bezeichnung für den Apfelbaum. Der Artname „domestica“, was häuslich bedeutet, bezeichnet ihn als Kultur- und Nutzpflanze.

Bis vor kurzem war mir nicht bewusst, dass die Bezeichnung „Malus“ für den Apfelbaum, in Anlehnung an die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies, für das Böse, das Schlechte steht. Dies kommt auch im Bonus/Malus-System zum Ausdruck, das als Steuerungselement, z.B. im Versicherungswesen gerne eingesetzt wird, um bestimmte Verhaltensweisen zu belohnen oder zu bestrafen. Ein Zuckerbrot und Peitsche Prinzip, das dazu dient, Menschen auf ein vorgegebenes Verhalten zu konditionieren und Abweichler entsprechend zu bestrafen.

 

Die Bezeichnung „Malus“ für den Apfelbaum ist aus meiner Sicht ein Frevel, den dieser in keinerlei Hinsicht verdient hat. Das dualistische Gut-Böse Denken der monotheistischen Religionen wurde somit auch in der Botanik verankert. Die Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies, die sowohl das Weibliche als auch den Apfel stigmatisierte, bedarf der Korrektur. Einer tiefgehenden Korrektur, die alles wieder in das richtige Licht rückt, die wir jedoch nicht von denjenigen erwarten können, die aus dieser Spaltung für sich selbst Profit geschlagen haben.

 

Betrachten wir den Apfel als einen Heilsbringer und als Symbol für die Selbstwerdung des Menschen und nicht als ein Sinnbild des Bösen, dann ist diese Umkehr ein Ausdruck dessen, was es zu erlangen gilt: Das Friedensreich Gottes.

Gerade in schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, sich auf die wahren Werte des Lebens zu besinnen, das Leben in seiner Vielfalt zu achten und dankbar für das zu sein, was wir bereits erlangt haben. Das Geschenk des Lebens ermöglicht uns, uns unserer selbst bewusst zu werden.

 

Damit möchte ich die Herausforderungen unserer Zeit keineswegs klein reden. Ganz und gar nicht, denn wir stehen vor einem gewaltigen Umbruch. Doch diese tiefgehende Veränderung wird uns zu neuen Erkenntnissen und Fähigkeiten führen und vielleicht gelingt es uns dann auch, dem Apfel, einen ihm gebührenden Platz zu geben.